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Ausgabe 10, 22. KW, 24.-30.05.2004
Die Mitte
Kinostart: 27.05.2004

Original Titel: Die Mitte

Land: Deutschland

Jahr: 2004

Genre: Dokumentation

Laufzeit: 85 min

FSK: ohne Altersbeschränkung

Regie: Stanislaw Mucha


(Prädikat: Besonders Wertvoll)

Irgendwo zwischen Nordkap, Griechenland, Portugal und Russland muss er liegen, der geographische Mittelpunkt Europas. Danach gefragt, sagt einer, er wisse überhaupt nichts, ein anderer weiß, es ist „Essen", ein dritter ist gerade im Urlaub, für einen vierten ist sie dort begraben, wo der Hund liegt, und ein fünfter sucht noch den richtigen Standpunkt. Auch der polnische Filmemacher Stanislaw Mucha sucht. Mit seiner Crew begibt er sich auf eine muntere Odyssee kreuz und quer durch den Kontinent und wird fündig. Er bereist mehr als ein Dutzend Orte, die den Anspruch erheben, das „Zentrum" Europas zu sein. Im österreichischen Braunau am Inn, wo Japaner das Geburtshaus Hitlers knipsen, erfährt man im Gasthof „Mittelpunkt Europas", dass einst Napoleon hier seine Mitte fand. Im slowakischen Krahule half ein Engel bei der Verortung, und ein Mann denkt laut über ein Plakat nach, auf dem steht „In die Europäische Union, aber nicht mit nackten Ärschen". Im polnischen Piatek behauptet jemand die „Mitte" sei abhanden gekommen und weiter östlich verirrt sich die Filmcrew in die „Mitte des polnischen Urwaldes".

15 Bilder

Im litauischen „Europos Centro", bei Vilnius, betrachtet eine Familie Europa als „Scheusal" und sieht im Untergang der Sowjetunion ihr größtes Unglück. Ein Nachbar erzählt die tragikomische Geschichte seiner Verwandten, die sich alle erhängt haben und in einem Labyrinth, dass sich „Fernseher für Europa" nennt, beaufsichtigt ein Mann Tausende kaputter TV-Apparate. Im westukrainische Rachiv, seit 1887 die Mitte Europas, ist die Zeit geteilt: je nachdem, ob die Uhren nach Europäischer oder Kiewer Zeit ticken, gehen sie zwei Stunden vor oder nach. Wir treffen den letzten Chassidim, als er die Zeitung „Mitte Europas" kaufen will und erfahren alles was dort nicht drinsteht von der schlohweißen Kioskfrau, deren winziger Laden womöglich „die wahre Mitte" ist...

Keine Mitte liegt wirklich im Zentrum, aber jede ist der Nabel der Welt und macht den virtuellen Ort zu einem Herzstück...

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